Zuchtberatung Bi- und Tricolour von Raymonde Harland erschienen in "katzen extra" 10/98 |
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Frage:
Ich wende mich heute mit ein paar Fragen an die Zuchtberatung und hoffe, daß Sie mir helfen können.
Ich möchte Perser gerne in Bi- und Tricolour züchten.
Nach welchen Kriterien sollte ich die künftigen Elterntiere aussuchen?
Oft höre ich, daß die Katzen nicht nur dem Standard entsprechen müssen, bei der Verpaarung müssen auch die Linien zusammen passen.
Was ist damit gemeint?
Sollten die Katzen vielleicht die selben Vorfahren in der Ahnentafel haben?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Antwort:
Bi-Colour und Tri-Colour (auch Calico genannt) sind Katzen mit einem Anteil an Scheckungsweiß. Bi-Colour gibt es in Schwarz-weiß, Blau-weiß, Chocolate-weiß, Lilac-weiß, Rot-weiß und Creme-weiß. Tri-Colour sind fast immer weiblich, sie zeigen außer weiß die Farben schwarz und rot, chocolate und rot, blau und creme bzw. lilac und creme. Der Standard der FIFE fordert, daß die Farben deutlich abgegrenzt sein müssen. Es soll nicht mehr als zwei Drittel und nicht weniger als die Hälfte weiß sein. Eine weiße Blesse ist erwünscht, bei einigen Verbänden wird die sogenannte Holländerzeichnung, ein umgedrehtes V im Gesicht bis auf die Stirn gezogen, bevorzugt. Dabei sollen die Augen im Farbbereich liegen. Das Scheckungsweiß sollte sich auf den unteren Teil des Körpers beschränken, vom Hals über die Brust und die Vorderbeine und den Bauch bis zu den Hinterbeinen. Es sollten keine farbigen Flecken im Weißanteil zu sehen sein. Ein weißer Halsring ist ideal, weiße Rückenflecken gelten als leichter Fehler.
Bi-Colour können reingezüchtet werden, Tri-Colour wg. der fehlenden männlichen Variante nicht.
Die Genstruktur der Bi-Colour und Tri-Colour Varietäten sind:
Schwarz/Weiß | aa B- C- D- oo S- |
Blau/Weiß | aa B- C- dd oo S- |
Chocolate/Weiß | aa bb C- D- oo S- |
Lilac/Weiß | aa bb C- dd oo S- |
Rot/Weiß | aa -- C- D- O- S- |
Creme/Weiß | aa -- C- dd O- S- |
Black Tortie/Weiß | aa B- C- D- Oo S- |
Blau Tortie/Weiß | aa B- C- dd Oo S- |
Chocolate Tortie/Weiß | aa bb C- D- Oo S- |
Lillac Tortie/Weiß | aa bb C- dd Oo S- |
Es genügt also, daß die Katze mischerbig für Scheckungsweiß ist. Katzen, die reinerbig für das Scheckungsweiß sind, haben oft Nachkommen mit einem zu hohen Weißanteil. Durch die Mischerbigkeit kommt es aber zu 25% vor, daß Nachwuchs ganz ohne Weißanteil geboren wird.
Die Verteilung der Weißscheckung und vor allem der Grad der Weißscheckung sind züchterisch nur schwer zu beeinflußen, da sie Zufallsprinzipien eher folgen als festen Erb-Regeln. Auf jeden Fall bewirkt das Scheckungsweiß bei den Tri-Colour, daß die beiden anderen Farben meist in deutlich abgegrenzten Flecken zu sehen sind. In einigen Linien kommt immer wieder die gleiche Weißverteilung gehäuft vor, doch über die sichere Vererbung liegen keine wissenschaftlich fundierten Untersuchungen vor.
Bei der Auswahl der Elterntiere sollten Sie zu allererst nach der Gesundheit und Vitalität der Tiere und der Vorfahren entscheiden, dann sollten Zuchttiere dem Standart möglichst entsprechen. Falls Sie sie nicht ausstellen wollen, können Sie Farb-Fehler, z.B. weiße Rückenflecken, zu hoher Weißanteil o.ä. außer Acht lassen.
"Die Linien sollen zusammenpassen", so haben Sie es gehört. Diese Aussage kann eine unterschiedliche Bedeutung haben. Die Verpaarung von weit entfernten Verwandten, die sogenannte Linienzucht, erbringt häufig eine Festigung des gewünschten Typs, da die Tiere einander im Erbgut ähneln. Ein Katzenpaar, das nicht ersichtlich verwandt ist, aber sich im Typ sehr ähnelt, eine sogenannte "Gleich-zu-Gleich"- Verpaarung kann ebenfalls sehr gute Ergebnisse haben. Oft sind die Kitten aus diesen Verpaarungen im Imunsystem besonders stabil und frohwüchsig. Welche Zuchtmethode Sie einsetzen wollen, sollten Sie nach dem Studium einschlägiger Literatur,( z.B. Thieß: "Rassekatzen züchten"), entscheiden.