Zuchtberatung

Wie erkenne ich Träger eines rezessiven Gens?

von Raymonde Harland

erschienen in "katzen extra" 3/99

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Frage:

Ich habe eine Orientalisch Kurzhaar in chocolate, ihr Name ist Rebecca. Sie wurde mir als Lilac-Trägerin verkauft, doch in bisher drei Würfen mit insgesamt 7 Kitten, hatte ich kein einziges lilacfarbenes Kitten, obwohl ich nur mit lilac Katern verpaart habe. Im Stammbaum der Kätzin hat eine Großmutter, Milka, die Farbe lilac. Kann es sein, daß die Kätzin gar keine Gene für lilac trägt? Wie kann ich das prüfen?

Rebecca chocolate Arthur chocolate Simson chocolate
Karina chocolate
Salome chocolate YumYum chocolate
Milka lilac

Antwort:

Lilac ist eine Farbe, die fallen kann, wenn beide Elterntiere die Gene für chocolate und Verdünnung tragen, also die Gene mit der Bezeichnung b und d. Dies kann man durch den Stammbaum nur sicher feststellen, wenn die Gene eine Generation vorher sich gezeigt haben. Ist also mindestens ein Elterntier lilac, so können Sie sicher sein, daß auch das Tier selber die Gene für chocolate und Verdünnung geerbt hat, auch wenn der andere Elternteil weder das eine, noch das andere Gen zeigt. Eine Kreuzungstabelle zeigt dies deutlich:

Katze schwarz Kater lilac bd bd
BD BbDd schwarz Lilac-Träger BbDd schwarz Lilac-Träger
BD BbDd schwarz Lilac-Träger BbDd schwarz Lilac-Träger

Alle Nachkommen von einem lilac Elternteil erben also ein Gen für Cocolate b und ein Gen für Verdünnung, d, das heißt, alle sind Lilac-Träger und zeigen die dominanten Gene, die sie vom anderen Elternteil geerbt haben. In diesem Fall zeigen also alle Kitten ein schwarzes Fell, können aber chocolate und die Verdünnung (lilac) vererben.

Im Stammbaum ihrer Kätzin liegt das lilac eine Generation weiter zurück, bei der Großmutter Milka. Die Mutter ihrer Kätzin, Salome, ist also mit Sicherheit Lilac-Trägerin, sie kann dies an ihre Tochter vererbt haben, sicher ist dies aber nicht. Verpaart man nämlich eine Lilac-Trägerin mit einem Kater, der kein Gen für Verdünnung hat, so ergeben sich auch zu 50% Nachkommen, die nur das Gen für die Vollfarbe Cocolate haben, also bbDD.

Die Tabelle macht dies deutlich:

Katze chocolate Lilac-Träger Kater chocolate bD bD
bD bbDD reinerbig chocolate bbDD reinerbig chocolate
bd bbDd chocolate, Lilac-Träger bbDd chocolateLilac-Träger

Man kann also die statistische Wahrscheinlichkeit durch die Stammbaumforschung vorhersagen. Ist ein Elternteil sicher Träger des rezessivern Gens, so liegt die Wahrscheinlichkeit für den Nachkommen bei 50%, ebenfalls Träger zu sein. Ist der sichere Träger ein Großelter, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 25%, ein Urgroßelter bei 12,5% usw. Die Wahrscheinlichkeit wird für jede Generation zurück halbiert.

Für Rebecca liegt die statistische Wahrscheinlichkeit also bei 25%, daß sie Lilac-Trägerin ist. Der Verkäufer des Tieres hat also eine sehr leichtfertige Aussage gemacht, als er sie als Lilac-Trägerin verkaufte.

Hätte Rebecca noch mehr lilacfarbene Vorfahren, so würde sich ihre Chance, Trägerin zu sein, erhöhen. Die Wahrscheinlichkeitswerte werden dann für jeden Vorfahren ausgerechnet und anschließend addiert. Ist z.B. ein Elternteil und ein Urgroßelternteil Träger, dann liegt die Wahrscheinlichkeit bei 62,5%. Dies gilt aber nur, wenn die beiden Träger nicht in derselben Linie auftreten. Ist also der eine Träger der Vorfahr des anderen, wird nur der nähere Vorfahr gezählt. Sind bei einem Elternpaar beide Tiere als Täger bekannt, werden sie zusammen mit dem Wert 66,7% als ein Tier gewertet.

Sie haben bereits eine andere Methode angewendet, die den Träger eines rezessiven Gens aufspürt: Die Verpaarung mit einem Tier, daß sicher das fragliche Gen hat. Für die Verpaarung mit einem sicheren Lilac-Träger ist die Anzahl der Kitten in Vollfarbe das Maß für die Wahrscheinlichkeit, ob die Mutterkatze das rezessive Gen für Verdünnung trägt oder nicht.

Bei einem Jungtier in Vollfarbe beträgt die Wahrscheinlichkeit, daß die Katze Trägerin ist, noch 75%.

Bei zwei Jungtieren in Vollfarbe sinkt die Wahrscheinlichkeit, daß die Katze Trägerin ist, auf 56% usw. (s. Tabelle)

Immerhin hat Rebecca noch 13 % Chance auf lilac Nachkommen. Aber selbst, wenn sie ihr Leben lang nie ein Kitten in lilac hat, eine 100% Sicherheit, ob sie nicht doch Träger ist, werden Sie nie haben. Manchmal ist es auch beruhigend zu wissen, daß die Natur sich nicht vollkommen berechnen läßt und kleine Überraschungen machen das Züchten auch spannend!

Tabelle für

Verpaarung mit sicherem Trägertier

Jungtiere ohne Ausprägung des rezessiven Gens Wahrscheinlichkeit Elter Träger eines rezessiven Gens
1 75%
2 56%
3 42%
4 32%
5 24%
6 18%
7 13%
8 10%
9 7%
10 5,6%
11 4,2%
12 3,1%
13 2,3%
14 1,7%
15 1,3%
16 1%
17 0,75%
18 0,56%
19 0,42%
20 0,32%
usw. wie oben

Das Komma verschiebt sich stets weiter nach links, 0% wird nie erreicht