Züchten trotz Allergie? von Raymonde Harland erschienen in: "katzen extra" 2/1997 |
|
Diagnose: Katzenallergie dies bedeutet für viele Züchter das Aus. Wir berichten über drei Züchterinnen, die einen Weg für sich gefunden haben mit der Allergie zu leben und weiter ihrem Hobby nachzugehen. |
Sabine Path-Marks, Devon Rex Züchterin
Deckenhohe Kratzbäume in jedem Zimmer - bei Frau Path-Marks ist die Wohnung liebevoll katzengerecht eingerichtet. Wenn sie den Tieren schon zumutet nach ihren Wünschen zu leben und sich zu verpaaren soll wenigstens ihr Lebensraum auf sie abgestimmt sein. Alle Extremformen der Zucht lehnt sie ab. Dies ist auch ein Grund, weshalb sie die Zucht von Golden und Silber Persern aufgegeben hat, als immer extremere Typen die Ausstellungen bevölkerten. Doch dies war nicht der einzige Grund.
Eine Allergie gegen Alkohol, die sich in Gelenkschmerzen und Hautveränderungen zeigte wurde bei ihr diagnostiziert. Dann wurde kurze Zeit später klar, daß auch Konservierungsstoffe aller Art diese Symptome auslösten. Sie mischt deshalb auch heute noch ihr Haarshampoo selber. Doch Atemnot und nervöser Schnupfen stellte sich nur ein, wenn sie die Perser kämmte. Ein Test bestätigte: Katzenallergie. Das war vor 18 Jahren. Nach und nach trennte sie sich von ihren Tieren. Zum Schluß hatte sie nur noch einen Kater. Obwohl sie dann beschwerdefrei war, rieten ihr die Ärzte immer wieder auch den Kater abzuschaffen.
Als Einzelkatze fühlte sich der Kater sehr unwohl. Deshalb wagte Frau Path-Marks nach einiger Zeit die Anschaffung einer Balinesin. Leider gab es mit dieser Katze sehr viel Stress, sie konnte nicht in die Familie integriert werden. Durch den Stress kam auch die Atemnot wieder. Ein Test mit den Haaren von beiden Tieren ergab ein positives Ergebnis, obwohl Frau Path-Marks mit dem Perser alleine beschwerdefrei gelebt hatte. Dies erschütterte ihr Vertrauen in solche Testergebnisse zutiefst. Sie hörte davon, daß viele Allergiker auf Rexkatzen nicht mit Symptomen reagierten, deshalb holte sie sich nach Rückgabe der Balinesin eine Devon Rex. "WaWa Zanon´s Kelmis" Heute würde sie solche Experimente auf Kosten der Katze nicht mehr machen.
Der Einzug von "Kelmis" wurde gut vorbereitet mit der Einnahme von Hismanal. Es wurde im Schlafzimmer eine katzenfreie Zone eingerichtet. Eine Regel, die von den Katzen schnell durchbrochen wurde, die sich aber auch als unnötig erwies, denn die Allergie brach nicht wieder aus.
Nach dem überraschenden Tod der Perser, kam eine zweite Rex ins Haus und Frau Path-Marks fand wieder Geschmack am Ausstellen und wagte dann auch wieder die Zucht. Heute ist sie stolz auf ihre gut behaarten und sehr typvollen "Turbokatzen" und möchte sie nicht mehr missen. Sie hat sich nach ihrem Gefühl wieder für die Katzen entschieden und achtet auch bei ihren Kaufinteressenten darauf, daß die erhoffte Allergiefreiheit nicht der einzige Grund zur Anschaffung einer Rex ist. Sprüche wie: "lieber eine häßliche, als gar keine Katze" lassen sie von einem Verkauf Abstand nehmen. Es gibt im Übrigen keine Garantie für Symptomfreiheit bei der Haltung von Rexkatzen. Auch Frau Path-Marks bleibt die Angst bei Rückkehr der Atemnot sich wieder von den Katzen trennen zu müssen. Nach ihren Erfahrungen bezweifelt sie allerdings, ob der Stress einer solchen Maßnahme überhaupt eine Beseitigung der Symptome zur Folge hat.
Doris Angermund, Abessinier Züchterin
Frau Angermund lebt alleine glücklich mit ihren Katzen. Wie ihre Samtpfoten liebt sie die Unabhängigkeit. Katzen zu züchten war schon lange ihr Traum - fast scheiterte er an allergischem Asthma.
Es begann, wie bei vielen Züchtern, 1974 mit einem getigerten Hauskater, der gerne die Nachbarskatzen besuchte. Als diese Besuche nicht mehr möglich waren, kaufte Frau Angermund ihm eine Siamkatze zur Gesellschaft. Dem Kater gefiel dies gut, doch Frau Angermund bekam Atembeschwerden. Fast ein Jahr lang wurde sie auf Bronchitis behandelt und während einer Kur auf Helgoland ging es ihr so gut, wie schon lange nicht mehr. Kaum zu Hause, begannen die Atembeschwerden wieder und nach einem Bluttest stand das vernichtende Urteil fest: Allergie gegen Pollen, Pferde und am heftigsten gegen Katzen.
Jetzt begann eine Odyssee zu verschiedenen Ärzten, die alle nur einen Ratschlag kannten: "Schaffen Sie die Katzen ab, sonst behandeln wir sie nicht weiter". Doch Frau Angermund gab nicht auf und fand in dem Düsseldorfer Prof. Reinhard endlich einen Arzt, der Verständnis für sie u n d die Katzen hatte. Mit dem Mittel Intal-Composicum zur Inhalation wurde sie beschwerdefrei, nur vergessen durfte sie es keinen Tag!
Jetzt war der Weg frei für eine Zucht! 1985 kaufte Frau Angermund ihre erste Somali und nicht wenige hielten sie für verrückt. Doch Frau Angermund hält dagegen: " Ob ich eine oder 100 Katzen um mich habe ist völlig egal, meine Inhalation muß ich so oder so nehmen, und ich brauche nicht mehr, je mehr Katzen ich habe."
Leider stellte die Pharmafirma die Produktion des Mittels ein, das ihr so gut geholfen hatte. Doch auch hier war Frau Angermund nicht bereit aufzugeben. Die Firma stellt ein ähnliches Mittel her: Intal und sie fand bald andere Medikamente um die Wirkung zu ergänzen. Cortison muß sie glücklicherweise nicht nehmen. Und wenn sich neue Beschwerden einstellen wird sie diesen Weg weiter gehen: erst einmal alles andere versuchen. Die Katzen würde erst als letztes weggeben.
Bei diesem Engagement ist es kein Wunder, wenn Frau Angermund sehr mißtrauisch ist, wenn Katzen wegen einer Allergie dem Züchter zurückgegeben werden. Nach ihrer Erfahrung tritt bei einem Allergiker schnell die nächste Allergie auf z.B. gegen Pollen, und wie will man Pollen aus dem Weg gehen? Sie rät deshalb eher dazu, schon vor der Anschaffung eines Tieres mit allen Familienmitgliedern einen Test zu machen und ggf. von der Anschaffung Abstand zu nehmen.
Raymonde Harland, Maine Coon Züchterin
Gleich nach dem Aufstehen drückt sie zwei Akupunkturpunkte, denn die Nase ist ein wenig zugeschwollen. Atemnot hat sie nicht und auch die Nase ist nach wenigen Minuten frei. Es wird ein guter Tag werden. Jetzt werden erst einmal die drei Erwachsenen und neun Maine Coon Kitten versorgt, anschließend ist Schmusestunde. Trotz engem Kontakt bleibt Frau Harland beschwerdefrei. Das war nicht immer so.
Anfang dieses Jahrhunderts, als Allergien noch eine seltene Erscheinung waren, litten der Vater von Frau Harland und seine Geschwister an Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitis. Auch bei ihr brach die Allergie im Alter von 14 Jahren durch. Zunächst war es nur Heuschnupfen, der mit Cortisonspritzen recht sorglos, aber erfolgreich bekämpft wurde. In der ersten eigenen Wohnung blieb sie nicht lange katzenlos, "Mikesch" ein black-tabby Hauskater zog ein. Durch das Cortison blieb sie jahrelang beschwerdefrei bis sich Nebenwirkungen wie Magengeschwüre und Übergewicht einstellten Nach dem Absetzen des Cortisons kam auch der Heuschnupfen wieder. Es wurde ein Provokationstest gemacht, der Allergie gegen allerlei Frühblüher zeigte. Drei Jahre lang bekam Frau Harland jeden Winter Spritzen zur Desensibilisierung. Leider hatte die Behandlung nur mäßigen Erfolg. Auch eine anschließende Akupunkturbehandlung brachte nur partielle Besserung.
Ein paar Jahre später begannen Asthmaanfälle und ein weiterer Test diagnostizierte eine Allergie gegen Katzen. "Mikesch" war verstorben, doch "Stummelchen", eine Cymric, lebte seit vielen Jahren in der Familie. Eine vom Arzt dringend empfohlene Abschaffung kam nicht in Frage. Frau Harland suchte nach neuen Möglichkeiten der Behandlung und fand sie in der Homöopathie. In langen Anamnesesitzungen fand der Arzt das individuell auf sie abgestimmte Mittel: Causticum. Nach der, für diese Behandlungsform typischen, Verschlechterung , stellte sich weitgehende Beschwerdefreiheit ein.
Nach dem Tod von "Stummelchen" kam der Wunsch nach einer Maine Coon auf. Vorsichtshalber wurde ein Provokationstest mit Maine Coon Haaren gemacht, der negativ war. Der langgehegte Wunsch nach einer Zucht konnte mit "Lady Felicitas von Stresemann" in Erfüllung gehen.
Heute kommen die Beschwerden besonders in Stressituationen zurück. Causticum hilft dann immer sehr schnell. Außerdem versucht Frau Harland den Kontakt mit Allergenen zu meiden. Im Frühjahr fährt sie in ein Urlaubsland in dem die Blüte schon vorbei ist, das häufige Staubsaugen und Katzen kämmen überläßt sie Familienmitgliedern, ebenfalls das häufige Wechseln der Bettwäsche. Auf Ausstellungen geht sie nur sehr selten.
Es bleibt die Angst, daß die Atemnot zurückkommt aber auch die berechtigte Hoffnung alles im Gleichgewicht halten zu können. Die Tiere wegzugeben kann sie sich nicht vorstellen, der dadurch entstehende Stress würde sicher auch die Allergie wieder verschlimmern.
Information Allergie Eine Allergie ist eine Fehlfunktion, meist Überfunktion, des Imunsystems. Es gibt viele Theorien, warum gerade heute die Allergien so zunehmen. Eine Theorie besagt, daß die Konfrontation mit künstlichen Stoffen in der Luft und der Nahrung Schuld ist. Das Imunsystem ist überfordert und kann nicht mehr zwischen Krankheitserregern und harmlosen Molekülen unterscheiden. Es überreagiert in für den Körper schädlicher Weise. |
Eine gegensätzliche Theorie hält das Imunsystem für zu wenig trainiert. Durch Impfstoffe, Penizillin und Wurmmittel wird dem Imunsystem die Arbeit abgenommen. Völlig unterbeschäftigt sucht es sich andere Tätigkeitsfelder und bekämpft harmlose Stoffe wie z.B. Pollen oder Katzenspeichel. Außenseiter halten auch die Syphilis, eine vor Jahrzehnten noch weit verbreitete Krankheit für die Ursache von zunehmenden Allergien. Die Krankheitserreger selber und die früher drastischen Methoden zur Bekämpfung hatten eine genschädigende Wirkung und lösen in der folgenden Generation eine Disposition zu Allergien aus. |